Der Boom der Fertighäuser: Geldsparen im Eigenheim
30.05.2016Anzüge von der Stange sind verpönt. Der Wunsch nach Individualität ist einer, der immer stärker wird. Dies gilt auch für den Hausbau. Doch das eigene Haus von Grund auf zu errichten ist ein teures Unterfangen. Dabei gibt es doch Fertighäuser. Längst sind diese besser und einzigartiger, als es ihr Name und ihr Ruf transportieren.
Der Traum vom individuellen Eigenheim ist für viele Menschen noch immer einer, der erfüllt werden will. Allzu oft scheint es aber einer zu sein, der schon in der Planungsphase zu zerbrechen droht. Denn Stein für Stein das eigene Haus bauen zu lassen ist ein langer und teurer Vorgang. Vielen Bauherren und Bauherrinnen geht während des Baus ihres Hauses in der Massivbauweise, also herkömmlich Stein für Stein, das Geld aus. Noch mehr drohen beim Anblick des nach Monaten noch immer nicht fertigen Hauses die Nerven durchzugehen. Das Schreckgespenst einer unbewohnbaren Bauruine ist ein Bild, welches häufig in effekthascherischen TV-Shows transportiert wird.
Eine schnellere Alternative ist das Fertighaus. Im Gegensatz zur althergebrachten und komplett individuellen Massivbauweise sind Fertighäuser Gebäude mit einer vorgefertigten Grundkonstruktion. Diese ist oftmals eine industriell gefertigte Konstruktion aus Holz. Die einzelnen Teile werden zur Baustelle transportiert und vor Ort montiert. In den meisten Fällen ist diese passgenaue Holzkonstruktion eigentlich ein Ständerwerk, welches beidseitig mit speziellen Platten verkleidet wird. Nicht unähnlich einem hölzernen Rahmen mit einer aufgespannten Leinwand. Nur das dies im Falle des Fertighauses beidseitig geschieht. Lange aber galten Häuser dieser Bauart als Objekte von der Stange. Schimmer noch als jede Reihenhaussiedlung wurden sie als langweilig angesehen. In Architektur und Grundriss war der Bauherr an die Vorgaben des Anbieters gebunden – sämtliche Änderungen schlugen sich gewaltig im Preis nieder. Einzig Türen, Wände, Böden, Fliesen und Putze konnten unproblematisch selber gewählt werden.
Maßanfertigung Fertighaus
Dabei sind Fertighäuser inzwischen deutlich individueller als es der Ruf vermittelt, der ihnen anhaftet. Längst vorbei sind die Zeiten der gleich erscheinenden Häuser, die sich in Neubaugebieten nebeneinander aufreihen wie in einer britischen Arbeitersiedlung. Allerdings kann das Ansichtsmaterial der Hersteller verwirren, da diese immer ihrer Musterhäuser als Beispiel vorschlagen. Doch 80 Prozent der gebauten Fertighäuser werden heute frei geplant. Die Hersteller sind sich längst darüber bewusst, dass ein Bauherr kein Haus von der Stange möchte.
Aus diesem Grund raten Bauexperten zukünftigen Hausbesitzern auch dazu nicht erst Musterhaus um Musterhaus zu besichtigen. In vielen Fällen wirft dies nur durch das oftmals simpel und ambivalent gehaltene Muster die eigenen Vorstellungen durcheinander. Viel klüger ist es, sich vorher der eignen Wünsche und Bedürfnisse bewusst zu werden. Erst dann sollten Musterhäuser besichtigt und die Möglichkeiten zur Individualisierung ausgelotet werden.
Bevor es allerdings mit dem Bau losgehen kann, steht wie beim Massivbau erst einmal Informationssammlung an. Zunächst sollte es zum Bauamt gehen um zu ermitteln, was das Grundstück zulässt, an welche Vorgaben es sich zu halten gilt und was die unter Umständen für das zukünftige Eigenheim bedeuten kann.
Je nach Kommune und Landkreis könnte beispielsweise vorgeschrieben sein, welche Materialien für die Dachdeckung verwendet werden müssen oder ob es ein Giebel- oder Flachdach sein muss. Ist sogar kein Bebauungsplan vorhanden, gilt Paragraf 34 des Baugesetzes. Dieser besagt, dass sich ein Neubau an der bereits existierenden Nachbarschaft optisch orientieren muss. Dadurch kann schon einmal die grobe Auswahl an Fertigbauelementen eingeschränkt werden.
Vorteile des Fertigbaus
- Fertighäuser sind in wenigen Tagen errichtet und schnell bezugsfertig. Massivhäuser hingegen brauchen im Bau deutlich länger. Beim Aufbau eines Massivhauses muss bis zu einem dreiviertel Jahr einkalkuliert werden, bis es bezugsfertig ist.
- Auf Grund der industriellen Fertigung kommt es während des Baus nur selten zu Problemen. Dank der vorgefertigten Konstruktion kommt es kaum zu Beanstandungen in der Bauphase.
- Fertighäuser, die in hoher Stückzahl aus Fertigbauelementen produziert werden, sind deutlich günstiger als individuell geplante Massivhäuser gleicher Größe.
- Wege zu Behörden und Ämtern sind reduziert und es gibt meist nur einen Ansprechpartner bei der Fertighaus-Produktion.
- Das Haus kann vorher als Musterhaus besichtigt werden.
Individuelle Wünsche und Bedürfnisse
Eine der wichtigsten, grundlegenden Fragen ist die nach der Anzahl der Räume und der gewünschten Lichtverhältnisse. Experten schlagen vor eine Art Wunschliste, geordnet nach Prioritäten zu erstellen. Bei dieser Grundlagenermittlung sollte auch die Zukunft mit in Rechnung genommen werden. Potentielle Umbaumaßnahmen wie etwa der Einbau eines Lifts im Treppenhaus für ältere Menschen können direkt so mit bedacht werden, dass eine spätere Nachrüstung einfach zu bewältigen ist. Bei Fertighäusern ist es zudem recht einfach möglich, bei entsprechender Planung, das Haus zu erweitern. Platz für Nachwuchs kann also ebenfalls später angefügt werden. Wichtig ist es zunächst sich ein Preislimit zu setzen, um das eigene Budget für den Hausbau nicht zu überspannen.
Erst dann sollte der Weg zu einer der vielen Baufirmen angestrebt werden. Auf Basis der eigenen Wunschliste erstellen diese schnell ein individuelles Angebot. Jetzt macht auch der Besuch eines Musterhauses Sinn, welches in wichtigen Punkten mit den eigenen Vorstellungen deckungsgleich ist. Das ist auch für die Firmen von Vorteil: In Gesprächen äußern die Kunden oft Wünsche, die die Planung vorantreiben.
Geld sparen durch Fertigbauelemente?
Prinzipiell ist der Fertigbau günstiger als der Massivbau. Allerdings muss auch beim Fertighaus im Blick behalten werden, inwiefern sich die Wünsche zur Individualisierung auf den Preis auswirken. Ein Musterhaus ist dabei nicht immer das beste Beispiel. Ausgestellte Ansichtshäuser sind üblicherweise auf maximale Art ausgestattet. Die Anbieter verbauen in ihnen jegliche Technologie aus ihrem Repertoire. Der Grund dafür liegt auf der Hand: Jeder Hersteller möchte seinen potentiellen Kunden zeigen, was er zu bieten hat und was im Rahmen des Möglichen liegt. Das eigene, individuelle Fertighaus muss bei Weitem nicht den Preis des Musterhauses erreichen. Allerdings wirkt sich jeder Änderungswunsch auf den Endpreis aus. Zwar gibt es dafür pauschale Preise, aber diese können sich in der Masse deutlich bemerkbar machen. Soll zum Beispiel ein Fenster an einen anderen Ort, muss eventuell auch gleich der Heizkörper versetzt und die Kabelführung verändert werden.
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