Bauweisen, Ausbaustufen und Energieeffizienzklassen
Drei Themenbereiche werden in unserer Rubrik Bauweisen, Ausbaustufen und Energieeffizienzklassen behandelt. Unter Energieeffizienzklassen wird beschrieben, wie viel Energie ein bestimmtes Gebäude verbraucht oder verbrauchen wird. Bei den Ausbaustufen wird gezeigt, welche Arbeiten ein Bauherr vom Bauunternehmer erledigen lassen kann, welche er selbst übernehmen will. Und bei den Bauweisen wird dargestellt, nach welchen Konstruktionsprinzipien und mit welchen Materialien sich die vorher definierten Klassen und Stufen umsetzen lassen.
Bezeichnungen für energieeffiziente Häuser
Die verschiedenen Bezeichnungen für energieeffiziente Häuser sind einigermaßen verwirrend. Hier soll versucht werden, ein wenig Licht in den Bezeichnungsdschungel zu bringen.
Energiesparhaus
Der Begriff Energiesparhaus ist ein Oberbegriff für energiesparende Häuser. Hier wird auch noch der Standard zwischen Effizienzhaus 40, Effizienzhaus 55 und Effizienzhaus 70 unterschieden.
Zur Erklärung Energiesparhaus
Niedrigenergiehaus
Die Bezeichnung Niedrigenergiehaus steht für jedes Haus, das die Bauvorschrift in Sachen Energie, die Energieeinsparverordnung (EnEV), übertrifft. Einen festgelegten Standard Niedrigenergiehaus gibt es in Deutschland nicht. Die Bezeichnung gilt zum Beispiel für alle Energieeffizienzhäuser nach KFW (Kreditanstalt für Wiederaufbau) Definition. Die Förderbank der Bundesregierung fördert durch vergünstigte Kredite oder Zuschüsse den Bau von KFW Effizienzhäusern 70, 55, oder 40. Dabei steht die Zahl für den Primärenergiebedarf als Prozentsatz des Bedarfs eines vergleichbaren Gebäudes, das nach EnEV errichtet wird. Das KFW Energieeffizienzhaus 40 hat also in dieser Einteilung den geringsten Energieverbrauch, nämlich 40 Prozent eines nach EnEV gebauten Hauses. Auch ein Haus, das noch weniger Energie verbraucht, würde unter dem Namen Niedrigenergiehaus firmieren.
Zur Erklärung Niedrigenergiehaus
Passivhaus
Die nächste Kategorie bei den Energiesparhäusern ist das Passivhaus. Es heißt so, weil es keine oder fast keine Primärenergie zu Heizzwecken benötigt. Es ist so gut isoliert, dass die einstrahlende Sonnenwärme, die von Menschen oder Geräten freigesetzte Wärmeenergie und die aus der Abluft zurückgewonnene Wärme als Heizenergie ausreicht. Als Obergrenze für zusätzliche Heizenergie, die in sehr kalten Winterzeiten doch noch gebraucht wird, sind pro Quadratmeter und Jahr höchstens 15 Kilowattstunden festgeschrieben. Zudem wird der Passivhausstandard über einzuhaltende U-Werte definiert: höchstens 0,15 W/(m²·K) für Wand und Dachflächen; höchstens 0,8 W/(m²·K) für Fenster. All das kann nur erreicht werden, wenn neben einer optimalen Wärmedämmung auch eine Lüftungsanlage installiert wird, die Wärme aus der Abluft zurückgewinnt.
Zur Erklärung Passivhaus
Über das Passivhaus hinausgehende Energiestandards
Geht es bei den bisher genannten Bezeichnungen um den Primärenergiebedarf, also um Heizenergie, kommt beim Nullenergiehaus und beim Plusenergiehaus auch noch der Strombedarf in den Blick. Diese Häuser haben einen Baustandard wie ein Passivhaus, produzieren aber über eine Photovoltaikanlage oder auf andere Weise auch noch elektrischen Strom. Beim Nullenergiehaus ist das so viel Strom, wie übers Jahr verbraucht wird, beim Plusenergiehaus gibt es sogar einen Überschuss, der ins Netz eingespeist werden kann, für ein E-Auto Verwendung findet oder an die Nachbarn verkauft wird. Ein Extremfall des Nullenergiehauses ist das energieautarke Haus, das keine Energieversorgung von außen mehr benötigt, also zu jeder Zeit so viel Strom und Wärme produzieren oder gespeichert haben muss, wie auch verbraucht wird.
Das Ausbauhaus in verschiedenen Stufen des Ausbaugrades
Bei einem Ausbauhaus lässt der Auftraggeber sein Haus von einer Baufirma nur bis zu einem vorher festgelegten Ausbaustadium fertigstellen. Den Rest der Arbeiten übernimmt der Bauherr zur Kosteneinsparung dann selbst. Welche Arbeiten ein Bauherr übernehmen kann, hängt von seiner Qualifikation ab und von der Zeit, die er für diese Arbeiten aufbringen kann. Daher ist eine genaue Absprache darüber, welche Gewerke die Baufirma ausführt und welche der Bauherr in Eigenregie übernimmt für ein Ausbauhaus sehr wichtig. Kann ein Bauherr die von ihm geplanten Arbeiten nicht ausführen, dann kann die erwünschte Einsparung schnell in Mehrkosten umschlagen, wenn dann doch Fachleute gefunden werden müssen, die die Arbeiten fachgerecht ausführen und unter Umständen zuvor gemachte Fehler beheben müssen.
Eine gute Einschätzung der eigenen Fähigkeiten und eine sehr gute Absprache mit der ausführenden Baufirma sind also essentielle Voraussetzung für die erfolgreiche Umsetzung von Ausbauhäusern. Viele Bauanbieter bieten dazu ausführliche Beratung und auf Wunsch auch fachliche Begleitung für die Heimwerker.
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Effizienzklassen und Ausbaustufen lassen sich in unterschiedlichen Bauweisen umsetzen
Welche Bauweise Sie als Bauherr wählen, hängt vor allem von persönlichen Vorlieben, teilweise noch von regionalen Einflüssen ab. Die oben erwähnten Energieeffizienzklassen und Ausbaustufen lassen sich mit allen Bauweisen umsetzen.
Fertighaus
Fertighäuser, früher lange als Billigvariante des Bauens gescholten, haben längst ihren Platz im Bauhandwerk erobert. Sie sind schon in normaler Bauweise sehr energieeffizient und eine Aufrüstung auf höhere Effizienzstufen ist ohne Probleme möglich. Auch ein Ausbauhaus mit einem Fertighaus zu realisieren ist gut möglich, man muss dazu einen Anbieter wählen, der sich in dieser Bauweise auskennt und dem Kunden gute Beratung bietet.
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Massivhaus
Das Stein auf Stein gebaute Haus ist für viele Menschen nach wie vor das Nonplusultra bei Langlebigkeit und Wertbeständigkeit. Das ist auch richtig, wenn man über die eigene Generation hinausdenkt. Ein Menschenleben lang halten auch die anderen Hausbauvarianten. Wer an Kinder und Enkel denkt, dem bieten Massivhäuser eine höhere Sicherheit, dass auch die Erben noch etwas von dem Haus haben werden. Auch hier lassen sich Ausbaustufen und Effizienzklassen in Absprache mit passenden Anbietern umsetzen.
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Holzhaus
Das Holzhaus ist wieder ein Oberbegriff, unter den mehrere Bauweisen fallen. Zur Blockhausbauweise und zum Fachwerkbau in den nächsten Abschnitten näheres. Bei der Holzrahmenbauweise, auch Holzständerbauweise genannt, wird ein Skelett aus senkrechten Pfosten (Ständern) und waagerechten Riegeln erbaut. Die Aussteifung der Wände wird durch aufgebrachte Platten oder diagonale Bretter erreicht. Die Hohlräume können mit unterschiedlichen Baustoffen gedämmt werden. Durch die Wandstärke werden unterschiedliche Effizienzstufen realisiert. Eine Sonderform ist die Holztafelbauweise, bei der dieses Konstruktionsprinzip mit im Werk vorgefertigten Bauteilen umgesetzt wird. Unterschiedliche Ausbaustufen sind kein Problem, aber für alle Holzhäuser gilt, dass für den Ausbau andere Fertigkeiten gefordert sind, als beim Massivhaus.
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Blockhaus
Das Blockhaus ist ein Haus, dessen Wände aus übereinander angebrachten und an den Enden verzahnten Holzbalken gefertigt wird. Sind die Balken natürlich rund, so spricht man von Blockhausbauweise, bei rechtwinklig gesägten Balken heißt die Bauweise Blockbohlenbauweise. Vor allem das unübertroffene Raumklima und die besondere Atmosphäre bewegen Bauherren zum Bau eines Blockhauses.
Zur ausführlichen Erklärung Blockhaus
Fachwerkhaus
Das Fachwerkhaus ist vor allem als historisches Gebäude bekannt, dessen Stützskelett aus verstrebten Holzbalken nach außen sichtbar ist. Die Gefache zwischen den Balken werden ausgemauert und verputzt. Nur noch sehr wenige Firmen in Deutschland sind heute in der Lage ein modernes Fachwerkhaus zu bauen. Soll das Fachwerk bei einem solchen Gebäude sichtbar bleiben, können höhere Effizienzklassen nur durch Innendämmung erreicht werden, die baubiologisch nicht unproblematisch ist.