Reparatur oder Neukauf von Haushaltsgeräten
18.09.2019Nicht nur ein Rechenexempel
Während man ohne Geschirrspüler kurzzeitig durchaus überleben und sich einen Staubsauger auch mal beim Nachbarn borgen kann, ist bei einem defekten Kühlschrank die schnelle Entscheidung gefragt: Lohnt die Reparatur, oder sollte ich besser gleich ein neues Gerät kaufen? Um nicht unter Zeitdruck handeln zu müssen, hilft ein vorausschauender Blick auf die Fakten. Einige Haushaltsgeräte sind für Reparaturen geeignet, andere wiederum nicht. Der reine Vergleich von voraussichtlichen Reparaturkosten und Restlebensdauer mit dem Neupreis greift zu kurz. Wer nachhaltig handeln möchte, sollte auch an die Umwelt denken. Unterschiede im Energie- oder Wasserverbrauch machen sich zudem direkt in der Haushaltskasse bemerkbar.
Selbst basteln kann gefährlich sein
Die wichtigste Frage vor dem ersten Reparaturschritt lautet: Besteht noch gesetzliche Gewährleistung oder eine darüber hinausgehende Garantiezusage des Herstellers oder Händlers? Wer selbst Hand anlegt und das Gehäuse öffnet, verliert seine Ansprüche und kann auch nach Ablauf der Garantiezeit nicht auf eine Kulanz hoffen. Erst, wenn solche Fragen geklärt sind, darf ein Blick ins Innere folgen. Zumindest bei alten Geräten gibt es Schrauben, mit denen sich Deckel, Rückwände und dergleichen öffnen lassen. Ein loses Kabel kann auch der Laie wieder befestigen, oft sogar ohne Lötkolben. Bei einfach erkennbaren Defekten wie Rissen lohnt die Recherche nach Ersatzteilen, die oft auch für ältere Haushaltsgeräte noch vorgehalten werden. Zeigt aber beispielsweise eine Platine Schmauchspuren, dürfte im Do-it-yourself-Verfahren nichts zu retten sein. Reparatur-Cafés und ähnliche Selbsthilfe-Einrichtungen sind einen Versuch wert, aber nur für leicht transportable Geräte wie einen Staubsauger. Eine Gefriertruhe wird dort mit Sicherheit niemand anschleppen.
Ganz grundsätzlich ist eine Reparatur defekter Haushaltsgeräte eher nichts für unerfahrene Gelegenheits-Bastler. Selbst bei gezogenem Netzstecker drohen Gefahren durch elektrischen Strom oder Kältemittel bei Kühl- und Klimageräten. Eine provisorische bzw. nicht fachgerechte Eigenreparatur birgt zudem Brandgefahren im späteren Betrieb. Im schlimmsten Fall kann grobe Fahrlässigkeit bei der Reparatur den Versicherungsschutz in der Hausrat- und Gebäudeversicherung kosten, wenn es zu einem Feuer kommt. Die gesparten Reparaturkosten wären dann sehr teuer bezahlt.
Kundendienst für viele Marken
Ein Werkskundendienst ist manchmal die bessere Wahl - nicht nur für diejenigen, die sich an Technik nicht herantrauen. Neuere Geräte sind ohnehin oft so konstruiert, dass statt einer Reparatur einzelner Bauteile ganze Komponenten oder Baugruppen getauscht werden müssen. Das verteuert die Behebung eines Defekts aber nicht zwingend. Während Elektronikbauteile recht konstante Preise haben, steigen Lohnkosten vergleichsweise schnell. Da kommt ein Austausch günstiger als eine Monteur-Stunde, zumal beim geflickten Gerät das Risiko eines weiteren Defekts und damit kürzerer Lebensdauer größer ist als bei einem neuen Ersatzteil.
In vielen Städten haben große Marken ihren Kundenservice auf spezialisierte Anbieter ausgelagert. Ein Unternehmen vertritt dabei meist auch mehrere Hersteller. In München ist beispielsweise der Elha Service Kundendienst für Haushaltsgeräte von Bosch, Liebherr, Miele und Siemens zuständig. Bei werksgeschulten Technikern und verifizierten Partnern darf der Kunde einen ehrlichen Rat nach einer fachmännischen Fehleranalyse erwarten, ob eine Reparatur wirtschaftlich und technisch gesehen noch vertretbar ist. Die Techniker sind vom jeweiligen Hersteller geschult, können aber unabhängig urteilen. Ein Kostenvoranschlag vom Kundendienst kostet zwar meist Geld, aber oft ist eine Anrechnung auf Reparaturkosten oder Neupreis möglich.
Stromfresser dürfen weg
Unabhängig von Art und Umfang des Defekts gibt es aber ein paar ganz allgemeine Faustregeln, die bei der Entscheidung über Reparatur oder Neukauf der Haushaltsgeräte helfen. Zunächst einmal: Die Herstellung von Geräten kostet Rohstoffe und Energie. Unter dem Aspekt der Nachhaltigkeit sollte eine Reparatur immer ernsthaft geprüft werden. Der Zeitpunkt des ersten Defekts ist sehr vom Gerätetyp, von der Intensität der Nutzung und natürlich vom Zufall abhängig. Analysen der Stiftung Warentest sind von durchschnittlich acht Jahren bis zum ersten Ausfall ausgegangen. Sie zeigen, dass die Kostenbelastung durch eine Reparatur oder einen Ersatz zu diesem frühen Zeitpunkt sich in etwa die Waage halten. Deshalb zieht hier das Umwelt-Argument zugunsten der Reparatur.
Anders ist die Sache, wenn Haushaltsgeräte zu den größten Energieverbrauchern im Haushalt gehören. Energieeffizienzklasse B klingt für Haushaltsgeräte zwar gut, ist es aber nicht, weil die Skala nach oben bis zum A+++ erweitert wurde. Hier gilt sogar für heile Kühl- und Gefrierschränke: Alles, was älter als aus dem Jahr 2000 ist und durch ein Gerät ersetzt werden kann, das mindestens der Klasse A++ entspricht, sollte raus. Eine Reparatur macht in solch einem Fall keinen Sinn. Ähnliches gilt auch für Staubsauger mit einer Leistungsaufnahme über tausend Watt. Solche Kleingeräte sind auch einfach zu kostengünstig, als dass eine Reparatur gerechtfertigt wäre - leider, aus Sicht der Umwelt.