Eigenheim ohne Eigenkapital
Der Volksmund spricht immer von 20 – 30 Prozent Eigenkapital welches bei der Finanzierung des Eigenheims benötigt würde, doch viele Banken bieten auch ohne Eigenkapital eine Finanzierung. Diese nennt sich Vollfinanzierung, ist aber nur in wenigen Fällen wirklich lohnend.
Banken werden aktuell nicht müde, die sensationell günstigen Zinsen auf Baukredite anzupreisen. Wer schon länger mit dem Gedanken spielt, sich ein Eigenheim anzuschaffen, sollte jetzt handeln. Denn bereits ab 1,1 Prozent ist eine Baufinanzierung möglich. Allerdings befände sich das Zinstief aktuell schon hinter uns und die Zinsen wären dabei wieder anzuziehen. Es wäre also günstig jetzt aktiv zu werden. Auch wer kein Eigenkapital zur Verfügung hat, bekommt durch eine Vollfinanzierung die Chance zum Eigenheim.
Die 100 prozentige Vollfinanzierung wird sowohl von Filialbanken wie der Volksbank oder der Sparkasse angeboten, als auch von Direktbanken wie der ING-Diba. Oft wird zusätzlich auch noch angeboten, die Kosten für den Notar, den Makler, den Umzug und die Grunderwerbssteuer zu finanzieren. Dieses Angebot überzeugt natürlich viele Menschen. Die Gelegenheit für ein Eigenheim scheint günstiger denn je. Die Banken selbst geben an, dass sich die Interessenten für eine Vollfinanzierung in den letzten fünf Jahren verdoppelt hätten.
Eigenbeteiligung ist trotzdem zu empfehlen!
Unser Experte Christopher Gründer von GünstigerKreditvergleich hält eine Eigenbeteiligung von mindestens 20 Prozent trotzdem für wichtig. Auch die Allianz, selbst großer Profiteur der Vollfinanzierung, warnt an anderer Stelle vor dem Hauskauf ohne Eigenkapital. Mindestens die Nebenkosten, sollte der Käufer selbst decken können, denn letztendlich profitiert von der Vollfinanzierung nur das Kreditinstitut und nicht der Verbraucher.
Selbstverständlich lassen sich die Banken das fehlende Eigenkapital teuer bezahlen. Wer gar kein Eigenkapital miteinbringen kann, zahlt auf die Kreditsumme ca. 1 Prozentpunkt mehr, als der Käufer mit Eigenkapital. Die besten Zinssätze erhalten Käufer mit mindestens 30 Prozent Eigenkapital, hier sind Zinsen ab 1,1 Prozent möglich. Bringt der Kunde nur 20 Prozent Eigenkapital steigen die Prozentpunkte schon auf 1,2 – 1,3 Prozent. Geht man von einer Gesamtsumme von 300.000 Euro aus, sind das schon 3.000 Euro Mehrkosten im Jahr. Betrachtet man die Gesamtlaufzeit von beispielsweise 20 Jahren, summieren sich die Mehrkosten auf satte 60.000 Euro.
Im Verhältnis zu den Mehrkosten die im Gesamten entstehen, steigt natürlich auch die monatliche Belastung. Auch die Restschuld fällt letztendlich spürbar höher aus.
Für wen bietet sich die Vollfinanzierung wirklich an?
Das böse Erwachen kommt bei der Vollfinanzierung für viele dann, wenn nach 10 oder 15 Jahren die Zinsbindung ausläuft und ein Anschlusskredit aufgenommen werden muss. Zum einen steigt dann die Restschuld, zum anderen sind die Zinsen bis dahin mit Sicherheit gestiegen und eventuell kann dadurch die monatliche Rate nicht mehr bedient werden. Zur Absicherung dagegen werden mit der Vollfinanzierung oft kostspielige Restschuldversicherungen verkauft. Die Vollfinanzierung lohnt sich also nur dann, wenn die Zinsen in den nächsten 3-4 Jahren drastisch steigen, anderweitig wäre es sinnvoller eben diesen Zeitraum zum sparen für das Eigenkapital zu nutzen.
Vollfinanzierungen sind eher sinnvoll für Wohlhabende, die das Geld für den Hauskauf haben, aber anderweitig gewinnbringender einsetzen können.
Stand: 2015